Digitalisierung
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Titel: IT und Technik
Plan B ausgeschlossen
So endgültig es auch klingen mag: Eine Alternative zur Digitalisierung gibt es nicht. Doch auf dem Weg zur digitalen Transformation gibt es noch viel zu tun. Dies gilt insbesondere für IT-Abteilungen. Prozesseffizienz erhöhen, Flexibilität steigern, gleichzeitig die Ausgaben senken und Cyber-Bedrohungen in Schach halten: Dies sind nur einige der Herausforderungen, die sie heute meistern müssen. Vor allem heißt es für sie, nicht länger ein bloßer Kostenträger, sondern ein Treiber für Innovation und Wachstum zu sein und somit einen zentralen Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens zu leisten. Ein erstrebenswertes Ziel: Doch wie kommt man dahin?
Dass dies gestiegene Anforderungen an die Leistungsfähigkeit sowie an den Technologie- und Funktionsumfang von IT-Infrastrukturen stellt und somit auch an diejenigen, die diese in Unternehmen verantworten, versteht sich von selbst. Für sie heißt es, die Abläufe effektiver zu gestalten, immer wenn es geht, die Komplexität zu verringern und insgesamt für mehr Flexibilität zu sorgen. Parallel sollen sie, so weit machbar, die Kosten senken, die Servicequalität erhöhen und die bestmögliche Sicherheit gewährleisten.
Bereits die vielfältigen Technologien, die es im IT-Umfeld zu integrieren gilt, verlangen solide Kompetenzen. Dazu gehören Themen wie Mobility, BYOD (Bring Your Own Device) sowie die Cloud, das heißt die Virtualisierung von Ressourcen wie Netzwerken, Servern, Speichern, Arbeitsplätzen und Anwendungen – damit wird es möglich, die vorhandene Hardwarelandschaft schlank zu halten, was sich positiv auf die Ausgaben auswirkt.
Zu viel verlangt?
„Die digitale Transformation stellt Deutschlands Mittelständler vor große Herausforderungen und bestehende Unternehmensprozesse gründlich auf den Kopf“, lautet das Fazit der Studie „Digitale Transformation und ihre Auswirkung auf die Führung im Mittelstand“ der Personalberatung InterSearch Executive Consultants, für die 400 Topmanager aus mittelständischen Unternehmen ab 100 Mitarbeitern befragt wurden. Laut der Untersuchung erkennen deutsche Mittelstandsmanager den großen Einfluss des digitalen Wandels auf die internen Unternehmensprozesse. So meinen 82 Prozent von ihnen, dass sich die interne Kommunikation erheblich beschleunigen wird. Vier von fünf bescheinigen dem Wissenstransfer künftig eine Schlüsselrolle und ganze drei Viertel betrachten eine engere Zusammenarbeit der IT mit anderen Abteilungen als absolut erforderlich.
Datenbasierte Entscheidungsprozesse
Darüber hinaus seien zwei Drittel der Manager davon überzeugt, dass Entscheidungsprozesse in der Zukunft datenbasiert stattfinden sollen. Das Entstehen von neuen Jobprofilen und eine erhöhte Flexibilität der Arbeitsweisen erwarten schließlich 62 Prozent. „Und doch haben die wenigsten Unternehmen auf diese Herausforderungen bereits reagiert“, geben die Verfasser der Studie zu bedenken. Stattdessen werde an Hierarchien und alten Strukturen festgehalten, Top-Herausforderungen für die internen Prozesse werden nicht konsequent angegangen. In weniger als einem Viertel der Firmen sei die Organisationsstruktur bereits so gestaltet, dass Abteilungen wie Produktion oder Marketing eng vernetzt mit der IT-Abteilung zusammenarbeiten können.
In der Tat konzentrieren sich die meisten Unternehmen in Sachen Digitalisierung vorrangig auf die IT-Systeme. Bei der Erstellung digitaler Geschäftsmodelle, der Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der neuen digitalen Unternehmenskultur oder der Berücksichtigung von digitalen Führungskompetenzen bei der Erarbeitung von Personalentwicklungsinstrumenten hingegen gebe es noch massiven Nachholbedarf. „Mehr als zwei Drittel investieren in neue IT-Plattformen, und mehr als die Hälfte investiert dabei mindestens 20 Prozent ihres IT-Budgets in Innovationen“, berichten die InterSearch-Experten. „Verantwortlich für die Digitalisierung in den meisten Unternehmen konsequenterweise: der IT-Leiter!“
Druck auf IT-Führungskräfte

Viele Hürden
Nicht zuletzt auch mache mangelndes Budget 38 Prozent der Befragten zu schaffen. „All diese Faktoren verdeutlichen, dass die IT-Mitarbeiter bei den wichtigsten Aufgaben auf eine große Bandbreite an Problemen treffen.“ Immerhin habe jeder fünfte Umfrageteilnehmer angegeben, dass die Behebung von Fehlern ein wichtiges Thema sei. Rund 19 Prozent kämpften mit dem Einsatz neuer Anwendungen und Dienstleistungen, weitere 18 Prozent beschäftigten sich hauptsächlich mit Upgrades und Rekonfigurationen. Dass die digitale Transformation – insbesondere in KMU – nicht gerade zügig vorankommt, bestätigen die Analysten von KfW Research in einer aktuellen Untersuchung.
„Die Digitalisierung steckt im deutschen Mittelstand noch immer in den Kinderschuhen“, behauptet Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Vor allem die vielen Kleinunternehmen hierzulande scheinen noch wenig Vorstellungen davon zu haben, welchen Nutzen digitale Technologien für ihr Geschäftsmodell haben können.“
Zu kurz gedacht

Ausschlag fürs Gelingen
Fünfzig Prozent würden ihre Zeit gerne zur Koordination und Zusammenarbeit mit anderen verwenden, um so die IT-Infrastruktur und die Prozesse zu verbessern.So würden Projekte selten und sehr zaghaft angegangen. Problematisch sei laut Zeuner allerdings nicht nur das langsame Tempo, mit dem der Mittelstand die Digitalisierung vorantreibe, sondern auch der enge Blick auf das Thema: „Digitalisierungsvorhaben werden häufig nur auf die Möglichkeit von Effizienzgewinnen reduziert.“ Weil jedoch neue Geschäftsmodelle, Service- oder Produktangebote mit Blick auf Wachstum, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von zentraler Wichtigkeit seien, erweise sich hier ein Umsteuern als unumgänglich.
Den Ausschlag für ein Gelingen der digitalen Revolution im deutschen Mittelstand und somit für das Entstehen neuer Geschäftsmodelle könne nur ein schneller Abbau der vorhandenen Hemmnisse geben. Zu Letzteren gehören laut KfW Reasearch fehlende IT-Kompetenzen der Arbeitnehmer, ungelöste Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes, Probleme bei der Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation sowie eine mangelnde Qualität der Internetverbindung. Hier sei die Politik gefragt, da sie in der Lage sei – abgesehen von der Aufklärungsarbeit über Nutzen und Möglichkeiten der Digitalisierung und der Beschleunigung des Ausbaus des Breitbandnetzes –, für eine bessere digitale Bildung zu sorgen.
Bilden und Weiterbilden
Insgesamt sei es derzeit so, dass nicht alle Beschäftigten gleichermaßen von Weiterbildungsmaßnahmen profitieren. Etwa Personen mit keinem oder geringem Schul- beziehungsweise Berufsabschluss, ältere Mitarbeiter und Angestellte in Teilzeit nehmen seltener an solchen Angeboten teil. Dies könne zu einer „digitalen Spaltung“ führen, warnen die Experten, weshalb ein aktives Gegensteuern notwendig sei.

Gefragte Kenntnisse
Befragt nach möglichen Hürden im Zusammenhang mit der Weiterbildung, gab in einer Untersuchung von Bitkom Research im Auftrag des VdTÜV e. V. und des Bitkom e. V., „Weiterbildung für die digital+Sicher ist auf jeden Fall: Wer verstanden hat, dass die grundlegende Modernisierung der IT und die Neugestaltung ihrer Rolle keinen Aufschub duldet, und schon heute bereit ist, die nötigen Entscheidungen zu treffen, hat bereits einen wichtigen Schritt getan. Diejenigen hingegen, die es nicht verstanden haben, könnten am Ende den Anschluss verpassen. Denn eins steht fest: Einen Plan B wird es für sie ganz bestimmt nicht geben.
Graziella Mimic