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In guten Händen
Das Prostatakrebszentrum am Alfried Krupp Krankenhaus widmet sich der Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom im Rahmen einer individuellen Versorgung und mit besonderem Blick auf Lebensqualität.
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist ein etwa kastanienförmiges und -großes Organ unterhalb der Harnblase, das nur Männer aufweisen. Sie umschließt die männliche Harnröhre. Die Hauptfunktion dieses Organs besteht darin, den Samenfäden, die in den Hoden produziert werden, ein Medium zu bieten.

Präzise Diagnose
Der Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen beim Mann. So erhalten laut der Deutschen Krebshilfe 70.100 Männer jährlich die Diagnose Prostatakarzinom. „Am häufigsten betroffen sind Männer etwa ab dem 50. Lebensjahr. Eine regelmäßige urologische Voruntersuchung ist ab einem Alter von 45 Jahren sinnvoll, bei familiärer Vorbelastung auch früher“, erklärt Dr. med. Philipp Hofmann, Oberarzt an der Klinik für Urologie und urologische Onkologie, Roboterassistierte Chirurgie im Alfried Krupp Krankenhaus in Essen. Die als Prostatazentrum zertifizierte Klinik in Essen-Steele unter der Leitung von Dr. med. Stephan Buse hat zum Ziel die Behandlung von Patienten mit bösartiger Erkrankung der Vorsteherdrüse.
Bei Verdacht auf einen Krebs erfolgt dort eine präzise Diagnose – die ärztlichen Mitarbeiter des Prostatakrebszentrums verfügen über eine tiefe Expertise im Bereich der Prostatadiagnostik. Sofern nicht bereits vorhanden, werden Blutuntersuchungen, pathologische Gewebsuntersuchungen und bildgebende Verfahren durchgeführt. Der diagnostische Eingriff erfolgt üblicherweise ambulant unter ultraschallgesteuerter, örtlicher Betäubung – der sogenannten Lokalanästhesie – und dauert etwa eine halbe Stunde. In besonderen Fällen kann die Biopsie auch unter Vollnarkose oder Allgemeinanästhesie stattfinden. Dann ist ein stationärer Aufenthalt von 24 Stunden erforderlich.
Therapieverfahren
Wird ein Tumor entdeckt, können moderne uro-onkologische Therapieverfahren einschließlich roboterassistierter Operationen mit dem da Vinci-System angeboten werden. Denn die Erkrankung wird teils ohne, teils mit Eingriff behandelt. Mitunter ist auch eine kombinierte Behandlung sinnvoll, die dann sowohl durch operative als auch durch konservative Fächer abgestimmt wird. Die Therapieentscheidung erfolgt individuell für jeden Patienten im interdisziplinären Austausch mit den Kooperationspartnern der Strahlentherapie und Onkologie. Bei Bedarf können weitere Fachabteilungen hinzugezogen werden.
Nicht zuletzt ist auch die Lebensqualität der Patienten für das Zentrum ein wesentliches Thema. So nimmt die Klinik für Urologie an der internationalen Prostate-Cancer-Outcome (PCO)-Studie teil, die mit Blick auf medizinischen Fortschritt und Qualitätskontrollen die Patienten mit diagnostiziertem Prostatakarzinom in dem eingeschlagenen Therapiepfad verfolgt und ihre Lebensqualität untersucht.
Graziella Mimic

Interview
Dr. med. Philipp Hofmann: Bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen eines Prostatakrebses werden im Rahmen von Biopsien entweder durch den Damm (transperineal) oder durch den Enddarm (transanal) ultraschallgesteuert und MRT-fusioniert Gewebezylinder aus der Prostata entnommen und feingeweblich untersucht. Der Facharzt für Pathologie stellt dann anhand der Gewebeproben fest, ob ein Prostatakrebs vorliegt oder nicht.
FACTS: Können Sie auf die MRT-fusionierte Biopsie konkreter eingehen?
Dr. Hofmann: Dazu nutzen die Ärzte des Prostatakrebszentrums das semi-robotische System „Artemis“. Die MRT-Bilder werden vorab ausgewertet und verdächtige Stellen markiert. Während der Biopsie werden dann die Bilder der Magnetresonanztomographie mit den Markierungen und die Live-Ultraschallbilder eines Siemens-Ultraschallgeräts der neuesten Generation als 3D-Modell verbunden („fusioniert“). Der Urologe kann anschließend, vom Artemis-System semi-robotisch geleitet, gezielte Proben aus der tumorverdächtigen Region der Prostata entnehmen.
FACTS: Was geschieht dann weiter, wenn die Untersuchungsergebnisse den Krebsverdacht bestätigen?
Dr. Hofmann: Ist die Prostata von einem bösartigen Tumor befallen, muss sie komplett, das heißt, mit Prostatakapsel, Samenblase und angrenzenden Lymphknoten entfernt werden. Dieser Eingriff erfolgt in der Regel minimalinvasiv und möglichst schonend mit dem roboter-assistierten da Vinci-Operationssystem der neuesten Generation.
FACTS: Gibt es Alternativen zu diesem radikalen Schritt?
Dr. Hofmann: Bei manchen Patienten mit einem Tumor im Frühstadium ist auch eine sogenannte „aktive Überwachung” möglich. Diesen Patienten bieten wir über unsere Sprechstunden eine engmaschige Kontrolle und Begleitung an. Je nach Tumorstadium kann auch eine Bestrahlung der Prostata erforderlich sein, wir arbeiten dafür eng mit der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie im Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid zusammen.
FACTS: Kommen medikamentöse Therapien beim Prostatakrebs auch infrage?
Dr. Hofmann: Absolut. So bieten wir in unserer Klinik bei Hormonentzugs- oder Chemotherapie eine umfassende und individuelle Behandlung an. Die medikamentöse Tumorbehandlung lässt sich gegebenenfalls auch ambulant durchführen. Sie erfolgt dann in der Regel im Rahmen einer ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV).