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Service Design
Das gestalten, was man nicht sieht
Spricht man von Design, denken die meisten an die Entwicklung von gegenständlichen Produkten. Mittlerweile gelangt jedoch die Suche nach immateriellen Lösungen immer mehr in den Mittelpunkt.
Diese Dienstleistungen gilt es, genauso methodisch und marktgerecht zu gestalten wie konkrete Produkte auch. Dies erfolgt im Rahmen des sogenannten Service Designs: „Wie bei gegenständlichen Produkten geht es hier um die Gestaltung von Funktionalität und Form – aber eben die von unsichtbaren Produkten, von Services“, erklärt Prof. Birgit Mager, Köln International School of Design (KISD). „Es geht um die Entwicklung innovativer und kundenorientierter Strategien, um die Erarbeitung effizienter und funktionaler Abläufe und um die Gestaltung eines formvollendeten Interface zum Kunden.“
Braucht Service ein Design?
Und bei den Anbietern von Services herrsche ebenfalls keine Zufriedenheit. Im Gegenteil lamentierten sie über mangelnde Preisbereitschaft der Kunden sowie über massiv schwankende Auslastungen und schlecht motivierte Servicemitarbeiter.
Vor diesem Hintergrund ist es klar, dass rasches Handeln nottut. Dafür spricht auch die Tatsache, dass Dienstleistungen eines der größten wirtschaftlichen Wachstumspotenziale darstellen. In vielen Betrieben wird die Umsatzzunahme heutzutage zum großen Teil von ihrem Dienstleistungsanteil vorangetrieben. Und dennoch wird im Allgemeinen im Vergleich zur Produktentwicklung und -gestaltung nur in geringem Maß in die Entwicklung von Dienstleistungen investiert.
Die Grundlage für ein Serviceprodukt
Und genau so gehen Designer vor. Von Berufs wegen sind sie darin geübt, für bestimmte Probleme Lösungen zu finden: praktische, effiziente und nicht zuletzt auch ansprechende Lösungen. Ebenso sind sie daran gewöhnt, einen Gegenstand oder auch einen Service mit den Augen des Benutzers zu betrachten und der Anwenderfreundlichkeit einen zentralen Platz zu geben. Dabei setzen sie stets die modernsten Technologien ein.
Den Anwender priorisieren, die jüngsten technischen Fortschritte nutzen: Dies ist jedoch nicht alles, was bei der Gestaltung von Services zu beachten ist. Wie beim Design von Produkten wird hier auch planmäßig gearbeitet. So werden anhand spezieller Methoden im Rahmen eines in mehreren Phasen aufgeteilten Ablaufs die Schnittstellen der Interaktion zwischen Dienstleister und Kunde durchleuchtet und bewertet. Die im Rahmen dieser systematischen Vorgehensweise dokumentierten Ergebnisse bilden die Grundlage für die Erschaffung eines „Serviceprodukts“ oder für seine Weiterentwicklung.
Drei Phasen des Service Designs
Um für die Anforderungen von Kunden und Anwendern geeignete Antworten zu liefern und weitere Faktoren wie unter anderem Ergonomie und Marktfähigkeit des Service zu bedenken, kommen unterschiedliche empirische oder kreative Methoden zum Einsatz. Anhand von Modellen wird in der letzten Phase des Service Designs die Auswirkung im zeitlichen Verlauf kontrolliert und wenn nötig verbessert. Das Ziel liegt darin, ein System zu schaffen, das seine Anwender in die Lage versetzt, in einem bestimmten Serviceumfeld anfallende Probleme zu lösen.
Das Chaos strukturieren
Iterativer Prozess
Es wäre falsch zu glauben, dass sich Service Design ausschließlich mit der Gestaltung von Interaktionen befasst. Vielmehr verleiht es dem gesamten Wirkungsbereich einer Dienstleistung effiziente Strukturen. Auch wird es unter dem Einfluss sowohl vom Dienstleistungsempfänger als auch vom Dienstleister kontinuierlich weiterentwickelt. Die Servicemitarbeiter sollen Mittel an die Hand bekommen, mit deren Hilfe sie richtige Entscheidungen treffen können. Zu diesen Hilfsmitteln gehören nicht nur Regularien oder Schulungen, sondern beispielsweise auch adäquat ausgestattete Räume.
Ebenfalls verkehrt wäre es, zu denken, dass bei der Gestaltung von Dienstleistungen weniger Faktoren zu beachten sind als bei der Entwicklung von Produkten. Mit stetigem Blick auf hohe und nachhaltige Designqualität verlangen viele Punkte in beiden Fällen unbedingt Berücksichtigung.
Pflichten beim Service Design
Wichtig ist zudem, dass der angebotene Service auf modernster Technologie oder aktuellsten Erkenntnissen basiert. Und wie bei Gegenständen ist auch die Preiskalkulation von zentraler Wichtigkeit. Somit sollte die Gestaltung, also das Design der Dienstleistung, keine unerschwinglichen Ausgaben verursachen.
Darüber hinaus gilt es zu sichern, dass sämtliche in dem Service enthaltenen Versprechen auch eingelöst werden. Dabei muss die Dienstleitung nicht nur die Anforderungen des Kundenunternehmens erfüllen, sondern auch der eigenen Firmenkultur und den Wertevorstellungen entsprechen, etwa in Sachen Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung.
Service Design verleiht immateriellen Produkten Form und Strukturen. Neben Qualität, Professionalität und Originalität müssen gut gestaltete Dienstleistungen vor allem eins reflektieren: Innovationskraft. Insbesondere diese Eigenschaft erlaubt es Unternehmen, sich im Wettbewerb zu behaupten, und ist der Hauptgarant für ein erfolgreiches Dasein im Markt.
Graziella Mimic