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Innovative Konzepte für die Kreislaufwirtschaft

„Innovative Konzepte für die Kreislaufwirtschaft“

Interview mit Michael Lang, Geschäftsführer der Lexmark Deutschland GmbH

Viele Bürodrucker werden nach relativ kurzer Einsatzzeit zu Elektroschrott. Das ist ein großes Problem, denn der „E-Müll“ lässt die Abfallberge weltweit rasant wachsen. Der Drucktechnologie-Hersteller Lexmark unterstützt deshalb die Einführung einer Kreislaufwirtschaft, wodurch erheblich nachhaltiger produziert werden kann. FACTS sprach mit Lexmark Deutschland-Geschäftsführer Michael Lang über das Engagement des Unternehmens.

 

FACTS: Herr Lang, weltweit ist von „Cradle-to-Cradle“ die Rede, der Einführung einer branchenübergreifenden Kreislaufwirtschaft überall dort, wo heute noch Produkte nach relativ kurzer Lebensdauer im Müll landen. Würden Sie hier von ernsthaften Bemühungen sprechen, oder hat die Industrie bloß ein neues Modethema gefunden?

Michael Lang: Elektroschrott ist rund um den Globus ein gravierendes Problem, er bildet einen der am schnellsten wachsenden Abfallströme weltweit. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen 57,4 Millionen Tonnen davon erzeugt. Offiziell wurde weniger als ein Fünftel davon recycelt. Wenn wir daran nichts ändern, fallen nach Expertenschätzungen im Jahr 2030 bereits mehr als 74 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Diese Zahlen machen deutlich, dass es dringend notwendig ist, nicht nur beim Recycling noch effizienter zu werden. Wir müssen auch Lösungen finden, mit denen wir die Abfallmenge von vornherein reduzieren.

Michael Lang

Geschäftsführer Lexmark Deutschland

„Als Teil des von der EU finanzierten C-SERVEES-Projekts freuen wir uns, zur Entwicklung innovativer Konzepte für die Kreislaufwirtschaft beizutragen.“


FACTS: Wie muss ich mir als Anwender die Kreislaufwirtschaft konkret vorstellen? Bekomme ich von Lexmark in ein paar Jahren nur noch Gebrauchtgeräte?


Lang: Das heute vorherrschende Prinzip der industriellen Produktion ist die Linearwirtschaft. Dabei wird ein Großteil der eingesetzten Rohstoffe nach der jeweiligen Nutzungsdauer der Produkte deponiert oder verbrannt; nur ein geringer Anteil wird einer Wiederverwendung zugeführt. Von diesem Grundprinzip müssen wir uns definitiv verabschieden. Die Rohstoffe auf unserem Planeten sind endlich und die weltweite Klimaerwärmung macht sehr eindringlich deutlich, dass wir hier etwas ändern müssen. Lexmark unterstützt deshalb das Kreislaufmodell, das qualitativ hochwertige Produkte fördert und darauf abzielt, Materialien sowie Rohstoffe für mehrere Lebenszyklen zu nutzen. Ganz konkret: Sie werden von uns in Zukunft also tatsächlich wiederaufgearbeitete Geräte kaufen können, die jedoch technisch innovativ sind und in puncto Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit mit neuen Geräten mithalten.


FACTS: Ein solches Vorhaben erfordert bestimmt umfangreiche Veränderungen auf allen Produktionsebenen. Außerdem müssen das Ihre Kunden mittragen. Wie wollen Sie das erreichen?

Lang: Wir sind mit unserem Druckkassetten-Rückgabeprogramm LCCP, das es bereits seit über 25 Jahren gibt – und LECP, dem Pendant für Hardware – schon gut unterwegs. Unsere umfangreichen Erfahrungen auf dem Gebiet der Wiederaufbereitung von Druckkassetten und Druckgeräten kommt seit 2018 einem von der EU-finanzierten Projekt namens C-SERVEES zugute. Lexmark ist exklusiver Produktionspartner für Drucker. Neben unseren Geräten geht es dabei auch um die Gerätegruppen Waschmaschinen, Fernsehgeräte und Sensorik für Netzwerklösungen. C-SERVEES hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Entwicklung elektronischer Geräte zu fördern, die so konzipiert sind, dass sie auf eine nachhaltige Weise hergestellt, transportiert und verbraucht werden können. Bei diesem Projekt steht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und digitaler Konzepte im Mittelpunkt, die den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgen und sich von Herstellern elektronischer Geräte auf der ganzen Welt leicht übernehmen lassen.

So soll beispielsweise durch die Verlängerung der Lebensdauer von E-Geräten die verursachte Abfallmenge verringert werden. Das übergeordnete Ziel ist die Umwandlung des Elektro- und Elektroniksektors in eine effiziente Kreislaufwirtschaft durch den Einsatz neuer Prozesse und Technologielösungen und damit die Reduzierung der heute noch zu hohen Umweltbelastungen.

Die Zusammenarbeit mit C-SERVEES hat uns als Unternehmen zusätzlich geholfen, unsere ehrgeizigen Ziele weiter voranzutreiben – insbesondere im Hinblick auf die Optimierung der Aufbereitungsprozesse sowie auf dem Weg hin zu einem ganzheitlicheren Ansatz zur Kreislaufwirtschaft: vom Produktdesign über die effiziente Nutzung bis hin zur verantwortungsvollen Aufbereitung oder dem Recycling.

Wir wissen außerdem durch Befragungen, dass ein sehr großer Anteil unserer aktuellen Kunden auch innovative, wiederaufgearbeitete Geräte verwenden würde.


FACTS: Gehen Sie davon aus, dass bei diesen Herausforderungen die gesamte Druckerbranche mitziehen wird?

Lang: Das Thema Kreislaufwirtschaft beschränkt sich ja nicht auf die Druckerbranche oder auf den Elektroniksektor. Fragen Sie mal bei Chemieunternehmen oder in der Autoindustrie nach – überall finden sie sehr ernsthafte Vorhaben und Bemühungen, den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Insofern habe ich keinerlei Zweifel, dass auch andere Unternehmen in der Imaging-Branche ganz ähnliche Pläne verfolgen. Als Teil des C-SERVEES-Projekts freuen wir uns, unsere Erfahrungen und unser Fachwissen branchenübergreifendend mit Spezialisten zu teilen, um insgesamt zur Entwicklung innovativer Konzepte für die Kreislaufwirtschaft beizutragen. Es wäre ja geradezu absurd, wenn hier jedes Unternehmen sein ‚eigenes „Süppchen‘ kochen würde. Wir unterstützen deshalb ausdrücklich, dass die Resultate unseres Engagements der gesamten Informations- und Kommunikationstechnik-Branche zugutekommen und dazu beitragen, nicht nur neue Arbeitsplätze in Europa zu schaffen, sondern auch die Wirtschaft und unsere Gesellschaft insgesamt positiv zu beeinflussen.


FACTS: Mit welchen weiteren Maßnahmen unterstützt Lexmark den Umweltschutz und das Thema Nachhaltigkeit?

Lang: Auch außerhalb des C-SERVEES-Projekts unterstützen wir als Unternehmen seit Anbeginn die Kreislaufwirtschaft und Wiederaufbereitungsinitiativen. Neben dem bereits erwähnten LCCP- und LECP-Programmen greifen wir seit zehn Jahren in unseren Produkten auf „Post Consumer Recycling“ (PCR)-Kunststoff zurück. Der Anteil an wiederaufbereitetem Kunststoff in allen neuen Lexmark-Lasergeräten beträgt bereits branchenführende 39 Prozent, gemessen am Gewicht. Bis 2025 wird dieser Anteil auf 50 Prozent steigen. Im vergangenen Jahr haben wir uns außerdem selbst dazu verpflichtet, bis 2035 an allen unseren Standorten vollständig CO2-neutral zu produzieren. Auf dem Weg dorthin werden die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft für uns eine entscheidende Rolle spielen, um Innovation und wirtschaftliches Wachstum auf ökologisch nachhaltige Weise voranzutreiben.

Folker Lück