FACTS: Doch Kyocera ist ja nicht ausschließlich ein Lösungsanbieter, sondern hat auch Hardware im Programm. Die Produktion neuer Hardware ist eine große Belastung für die Umwelt. Wie positionieren Sie sich in diesem Themenbereich?
Nick: Bei der Anbieterwahl sollte nicht nur das fertige Produkt, sondern der gesamte Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung und Herstellung über den Transport bis hin zur Nutzung betrachtet werden. An vielen Punkten dieses Wegs lassen sich effizientere und klimafreundlichere Prozesse anwenden, die schonender mit Ressourcen umgehen als herkömmliche Ansätze. Unsere Drucker und Multifunktionssysteme sind beispielsweise auf Langlebigkeit und möglichst geringe Abfallmengen bei der Verwendung ausgelegt. Der Weg zum Kunden zeichnet sich durch ein intelligentes Verpackungssystem aus, das anstelle von Styroporschaum auf recyclingfähige Kartonage setzt. Durch solche Initiativen versuchen wir fortlaufend, unser Kerngeschäft immer klimafreundlicher zu gestalten. Die CO2-Emissionen, die wir über den gesamten Lebenszyklus hinweg heute noch nicht vermeiden können, kompensieren wir über zertifizierte Klimaschutzprojekte. Bei der Beschaffung von Hardware müssen Unternehmen deshalb die gesamte Nachhaltigkeitsstrategie eines Anbieters begutachten und in ihrer Bewertung berücksichtigen.
FACTS: Mit Klimaschutzprojekten spielen Sie doch sicherlich auf das Kyocera Klimaschutzprogramm Print Green an. Inwieweit hilft es mit, die CO2-Bilanz zu verbessern?
Nick: Als wir 2011 mit Print Green begonnen haben, war CO2-Kompensation für nur wenige Unternehmen ein strategisches Thema – insbesondere in Büroumgebungen, wo viele unserer Produkte im Einsatz sind. Zunächst konnten Kunden die von ihnen genutzten Systeme für eine Kompensation der jeweils anfallenden CO2-Emissionen anmelden. Danach haben wir das Programm über die Jahre hinweg sukzessive ausgebaut. So bieten wir seit 2013 unseren Toner sowie seit 2019 auch alle Druck- und Multifunktionssysteme in Deutschland und Österreich auf diese Weise klimaneutral an. Dafür wird über drei zertifizierte internationale Projekte die Menge an CO2 kompensiert, die bei Rohstoffgenerierung, Produktion, Transport und Verwertung der Toner und Systeme entsteht. Auf diesem Wege konnten wir bereits mehr als 500.000 Tonnen CO2 kompensieren.
FACTS: Wie sehen diese Projekte zur CO2-Kompensation in der Praxis konkret aus?
Nick: Wir sind in vielen unterschiedlichen Bereichen aktiv. Bei den Kyocera Klimaschutzprojekten in Kenia, Nepal und Madagaskar etwa steht die Reduktion von CO2 in den Regionen im Fokus – vor allem durch das Einsparen von Feuerholz durch den Einsatz effizienterer und nachhaltigerer Technologien. Was das im Einzelnen bedeutet, lässt sich gut am Projekt in Kenia veranschaulichen: Im ländlich geprägten Westen des Landes wird traditionell noch auf offenen Feuerstellen gekocht, was extrem viel Feuerholz verbraucht. Nur etwa ein Prozent der Menschen dort hat einen Stromanschluss. Im Rahmen des Projekts werden in der Region produzierte effiziente Haushaltskocher in den Gemeinden installiert, die etwa 50 Prozent weniger Holz verbrauchen und gleichzeitig die gesundheitsschädliche Rußbelastung in den Innenräumen verringern. So konnte bereits das Leben von rund 300.000 Menschen vor Ort verbessert werden. Durch Produktion und Vertrieb der Kocher sind vor Ort zudem 166 Arbeitsplätze entstanden.
FACTS: Beruht Ihre Nachhaltigkeitsstrategie einzig auf CO2-Kompensation?
Nick: Nein, damit ließe sich kein ganzheitlicher Ansatz verfolgen. Aber sie ist ein wichtiger Baustein. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie folgt dem Grundsatz „Vermeiden vor Vermindern vor Kompensieren“. Das bedeutet, Kompensation kommt nur bei den Emissionen zum Zuge, die wir aktuell noch nicht vermeiden können, etwa bei Transport und Nutzung unserer Systeme oder durch die Geschäftstätigkeit an unseren Standorten, die wir ebenfalls klimaneutral gestellt haben. Um zuvor jedoch schon zu vermindern, beziehen wir beispielsweise in unserer Zentrale 100 Prozent Ökostrom.
FACTS: Das Thema Nachhaltigkeit wird uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Wie sehen Sie die kommenden Entwicklungen?
Nick: Für Unternehmen ist es unabdingbar, Nachhaltigkeit als strategisches Thema zu verstehen und es auch als solches zu behandeln. Die konkrete Aufgabe lautet also, einen sinnvollen Weg zu finden, Nachhaltigkeit voranzutreiben, ohne Abstriche bei der Wirtschaftlichkeit machen zu müssen.
Elke von Rekowski