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Home sweet Homeoffice

Kaufberatung: Homeofficemöbel

Home sweet Homeoffice

Weil sich gezeigt hat, dass die Arbeit im Homeoffice durchaus produktiv sein kann, werden – wie Umfragen belegen – künftig mehr Bürobeschäftigte zumindest zeitweise in den eigenen vier Wänden arbeiten. Die Homeoffice-Ausstattung sollte dafür weitestgehend auf dem neuesten Stand und ergonomisch sein. Ein Vergleich unter drei Büromöbelherstellern, die auch Homeoffice-Produkte im Sortiment haben, zeigt beispielhaft, wie ein großes Möbelhaus, ein Anbieter von Designprodukten und ein mittelständischer Büromöbelanbieter, der eigene und Fremdprodukte führt, mit dem Thema „Homeoffice“ umgehen.

Es ist davon auszugehen, dass spätestens jetzt auch die letzten Homeoffice-Verweigerer verstanden haben, dass die Arbeit von zu Hause durchaus sehr produktiv sein kann. Aber eben nur dann, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind. Auf der einen Seite muss natürlich die Kommunikation zwischen den Kollegen stimmen und der Zugriff auf die wichtigen Arbeitsunterlagen gewährleistet sein. Auf der anderen Seite ist die Ausstattung mit passender Möblierung nicht zu unterschätzen. Denn hier gilt wie im Büro: Schreibtisch, Drehstuhl & Co. sollten vor allem ergonomisch und an die Anforderungen der Nutzer angepasst sein. Arbeitgeber stehen in der Pflicht, die ergonomische Qualität der Heimarbeitsplätze sicherzustellen, vor allem, um dem im Homeoffice besonders gesundheitsgefährdenden Bewegungsmangel entgegenzuwirken und auch – nicht ganz uneigennützig – um Fehltagen durch das Volksleiden Nummer eins „Rückenschmerzen“ effektiv vorzubeugen.

Drei Anbieter verglichen

Viele Büromöbelanbieter haben ihr Homeoffice-Sortiment in den letzten Monaten ausgebaut. Doch die Angebote unterscheiden sich teilweise stark voneinander – sowohl was die Produktauswahl an sich, als auch was den Anteil an ergonomischen Artikeln, der stark variiert, angeht. FACTS wollte wissen, was der Markt aktuell bietet und hat sich dazu ganz bewusst drei komplett unterschiedliche Anbieter angeschaut – vom preiswerten „Volksanbieter“ Ikea über den mittelständischen Büromöbelanbieter Inwerk bis hin zum Designmöbelhersteller Vitra. Dadurch lässt sich die große Bandbreite im Markt sehr gut aufzeigen. 

Frau zuhause am Laptop
Bei der Arbeit im Homeoffice sollten Schreibtisch, Drehstuhl & Co. ergonomisch und an die Anforderungen der Nutzer angepasst sein.
Was braucht der Homeoffice-Arbeiter aktuell wirklich? Wie sieht das Angebot an ergonomischen Produkten aus? Zu welchen Preisen und mit welchen Lieferzeiten sind diese erhältlich? Und werden zusätzliche Services wie beispielsweise Leasing oder Miete oder ein Musterservice angeboten? Mit diesen Fragen im Hinterkopf hat FACTS die Websites der Anbieter untersucht – sowohl über das Stichwort „Homeoffice“ in der Produktsuche als auch über die teils speziell fürs „Homeoffice“ erstellten Unterseiten, die mit Produktinfos sowie zusätzlichen Informationen zum Thema bestückt sind.

Das Angebot der Anbieter - eine Übersicht

Neben dem, was erscheint, wenn es über die Suche nach Homeoffice-Produkten geht, hat Ikea eine spezielle Seite zum Thema erstellt, auf der kreative und effiziente Einrichtungsmöglichkeiten für den heimischen Arbeitsplatz präsentiert werden. Die Seite ist mit großen Bildern überladen. Insgesamt setzt der Möbelriese bei der Homeoffice-Ausstattung eher auf praktische Möbel statt auf Ergonomie. Höhenverstellbare Schreibtische sind zwischen 214 und 450 Euro zu erhalten. Schreibtischstühle (zumindest welche, die als solche ausgezeichnet sind) gibt es ab rund 20 Euro. Das Angebot umfasst insgesamt 877 Produkte, darunter jedoch auch kleinere Accessoires und Dekogegenstände.
Besonders übersichtlich gestaltet ist das Homeoffice-Sortiment auf der Website von Inwerk mit 96 Produkten in jeweils unterschiedlichen Konfigurationen. Bürodrehstühle gibt es hier ab 89 Euro, Steh-Sitz-Tische ab 339 Euro. Rein preislich gesehen kann Inwerk mit den Ikea-Produkten absolut mithalten. Inwerk greift für die Homeoffice-Produkte zu einem großen Teil auf die eigene Marke zurück, wie Masterbox, Steh-Sitz-Arbeitsplätze Masterlift sowie unterschiedliche Bürodrehstühle, hat aber zusätzlich eine Vielzahl an Herstellerpartnern an Bord. Optisch sind die Produkte eher neutral gehalten, das meiste gibt es in Schwarz und Weiß. Über einen Filter, über den sich unter anderem der Preis und unterschiedliche Größen definieren lassen, können vorab Suchbeschränkungen vorgenommen werden. 

Bei Vitra finden sich insgesamt 77 Produkte, die sich laut dem Hersteller für den Einsatz im Homeoffice eignen. Ganz Vitra-like sind die Preise nicht besonders günstig, die Produkte selbst dafür optisch sehr modern und stark auf den Designaspekt ausgelegt. Es gibt Tische, wie den „Home Desk“ für mehr als 2.300 Euro oder den Eames Desk für rund 1.300 Euro, der allerdings nicht in der Höhe verstellbar ist, sowie die vergleichsweise günstigeren Drehstühle „Allstar“ ab 684 Euro oder den ID Trim L ab 772 Euro und jede Menge Büroaccessoires und Beleuchtung.
Screenshot Website Ikea
Große Bilder und eine vielfältige Auswahl an Artikeln zum Thema Homeoffice findet man bei Ikea.
Screenshot Website Ikea
Bei genauem Hinsehen ist allerdings viel Deko dabei, außerdem scheint "Ordnung" wichtiger als "Ergonomie".

Sind die Möbel ergonomisch?

Über die Suchfunktion findet man bei Ikea einen extra Link, unter dem man Tipps für den ergonomischen Arbeitsplatz bekommt. Dort geht es darum, wie ein höhenverstellbarer Tisch idealerweise genutzt wird, um die richtige Arbeitsposition, um das sinnvolle Organisieren von Unterlagen oder um den Einsatz von Beleuchtung. Grundsätzlich gar nicht mal so schlecht – allerdings gibt es hier keinen Verweis auf die passenden Produkte. Diese muss man sich anschließend – erneut über die Suchfunktion – selbst zusammensuchen. Schade, dass sie hier nicht direkt mit verlinkt sind. Zumal bei der Produktsuche nach „Homeoffice“ zunächst ausschließlich nicht-ergonomische Produkte erscheinen. Wer sich vorher nicht informiert, kauft vermutlich die Katze im Sack. Es wird schnell klar: Bei Ikea geht es um die Vielfalt an Produkten, um Organisation und um die Gestaltung eines Arbeitsplatzes mit einfachen Mitteln. Wer den schlichten schwedischen Stil mag, wird rein optisch fündig. In Sachen Ergonomie strauchelt das Möbelhaus leider. Übrigens hatte FACTS den Bürodrehstuhl Ikea Långfjäll bereits im Test (siehe FACTS-Ausgabe 10/2019). In Sachen Ergonomie hat das Modell dabei nur 2 von 6 möglichen Punkten erhalten, ebenso in der Funktionalität und Verarbeitung. Insgesamt hat der Stuhl nur mit einem Befriedigend abgeschnitten.

Inwerk präsentiert sich vorbildlich mit einer speziell gestalteten Homeoffice-Seite, auf der es vorrangig um Steh-Sitz-Dynamik und dynamisches Sitzen für gesunde Bewegung zu Hause geht. Das Unternehmen geht darauf ein, dass Bewegung zu Hause eher geringer ist als im Büro, da in der Regel weniger Fläche zum Umhergehen vorhanden ist. Daher zeigt Inwerk unterschiedliche Homeoffice-Kombinationen aus höhenverstellbaren Tischen und ergonomischen Bürodrehstühlen. Vor allem Tische und Stühle scheinen allesamt auf Ergonomie ausgerichtet zu sein. Auch hier hatte FACTS bereits 2017 ein besonderes Auge drauf geworfen (siehe FACTS-Ausgabe 5/2017): Der „Masterlift 2“ konnte die Redakteure in allen Punkten überzeugen und schnitt mit einem „Sehr gut“ ab.

Bei Vitra geht es auch im Homeoffice weitestgehend um eine schicke Optik. Es stellt sich beispielsweise den Redakteuren die Frage, warum ein Eames Fiberglass Armchair unter den Homeoffice-Produkten aufgelistet ist. Der Stuhl macht optisch richtig was her, keine Frage, und ist ein echter Klassiker. Aber haben Sie mal versucht, acht Stunden täglich darauf zu sitzen? Wir schon – und wir können sagen: Es lässt sich in der organisch geformten Sitzschale zwar grundsätzlich gut sitzen, aber nicht jeden Tag über mehrere Stunden. Damit sind auf Dauer Rückenschmerzen vorprogrammiert. Fürs „Home“ ist er geeignet, fürs HomeOFFICE aus FACTS-Sicht leider nicht. 

Doch es gibt hier auch normale Bürodrehstühle und Steh-Sitz-Arbeitstische wie das modulare Bürotischsystem CDS, das auch manuell oder motorisch in der Höhe verstellbar ist. Aus ergonomischer Sicht wäre es wünschenswert, diese Produkte direkt auf der ersten Seite zu zeigen, stattdessen findet man sie auf der letzten.

Screenshot Website Inwerk
Inwerk bietet seinen Kunden eine spezielle Seite zum Thema Homeoffice an.
Screenshot Website Inwerk
Hier findet man viele Services mit einem vielfältigen Angebot an ergonomischen Steh-Sitz-Arbeitsplätzen und Drehstühlen.

Lieferung: Wenige Tage bis mehrere Wochen

Was die Lieferung der Produkte angeht, gab es teils sehr große Unterschiede. Zum Vergleich wurden jeweils sowohl ein höhenverstellbarer Arbeitstisch als auch ein Bürodrehstuhl gewählt. Der nächste Liefertermin für den Steh-Sitz-Tisch Skarsta von Ikea ist vier Tage nach Bestellung. Nach zwei bis fünf Tagen erhält man den Steh-Sitz-Tisch Tyde von Vitra. Und auch Inwerk liefert seinen höhenverstellbaren Schreibtisch Imperio Lift innerhalb von zehn Tagen. Alles absolut im Rahmen.
Anders sieht es bei den Bürodrehstühlen aus: So beträgt die Lieferzeit beim Vitra ID Trim L ganze drei bis vier Wochen. Der Drehstuhl Markus von Ikea ist wiederum in nur vier Tagen erhältlich und der Teamo Chair von Inwerk innerhalb von maximal sieben Tagen. Während bei Inwerk und Ikea die Produkte praktisch „sofort lieferbar“ sind, muss man bei Vitra je nach Produkt also mitunter bis zu einem Monat auf sein Homeoffice-Equipment warten.

Leasing- und Mietservices

Was beim Kauf eines einzelnen Stuhls oder Tischs eher nicht von Interesse, allerdings für Unternehmen, die mehreren Mitarbeitern gleich eine ganze Ausstattung für das heimische Arbeitszimmer zur Verfügung stellen möchten, attraktiv ist: die Möglichkeit, die Produkte zu mieten oder sie zu leasen. Dies ist leider nicht bei allen Vergleichskandidaten möglich.
Vitra bietet zwar unterschiedliche Zahlungsmethoden an, es gibt allerdings weder auf den Produktseiten noch auf der Website einen Hinweis auf die Möglichkeit zur Miete oder eine Finanzierung über Leasing. Zur Miete gibt es bei Ikea nur Transporter, die durch das Unternehmen zur Verfügung gestellt werden können. Ansonsten bietet das Möbelhaus Ratenzahlungen an – von Leasing keine Spur. Als einziger Anbieter zeigt Inwerk recht prominent auf der Homeoffice-Seite, dass sich die Homeoffice-Möbel auch mieten lassen, und zwar ab 29 Euro pro Monat. Das Angebot gilt für Steh-Sitz-Tische und ergonomische Bürodrehstühle für Unternehmen ab 25 Mitarbeitern. Der genaue Betrag lässt sich über ein Kontaktfeld erfragen. Ab einem Nettowarenwert von 3.000 Euro bietet Inwerk auch Leasing für seine Produkte an.
Screenshot Website Vitra
Vitra setzt - auch in Sachen Homeoffice - auf moderne Designprodukte, die teilweise zu einem vergleichsweise hohen Preis angeboten werden.
Screenshot Website Vitra

Praxistauglichkeit

Leider kann bei diesem theoretischen Vergleich die Praxistauglichkeit natürlich nur schwer beurteilt werden. Das liegt verständlicherweise zum einen daran, dass FACTS die vielen Produkte nicht vorliegen hat – zum anderen hängt die Praxistauglichkeit auch mit den Anforderungen der Nutzer zusammen, genauso wie mit der jeweiligen räumlichen Situation. Allerdings sollte ein Punkt an dieser Stelle dringend beachtet werden: Wirklich praxistauglich sind Homeoffice-Produkte, insbesondere Schreibtische und Drehstühle, nur dann, wenn sie auch einen ergonomischen Zweck erfüllen, um die Gesunderhaltung der Mitarbeiter zu gewährleisten. Und deshalb kann man sagen: Homeoffice-Produkte, die nicht ergonomisch ausgerichtet sind, erweisen sich – auf einen achtstündigen Homeoffice-Tag ausgerichtet – in der Regel als nicht praxistauglich.

FAZIT

Die Anbieter legen jeweils unterschiedliche Schwerpunkte bei ihrem Homeoffice-Sortiment: Ikea setzt auf kreative, günstige Lösungen, bei Vitra steht das Design im Vordergrund und Inwerk legt Wert auf eine große Auswahl an mittelpreisigen Produkten mit ergonomischen Funktionen.

Die berechtigte Frage, die man sich hier stellen muss, lautet: Was braucht es im Homeoffice wirklich? So fühlt sich der Mitarbeiter in einem optisch schön eingerichteten Homeoffice natürlich wohl(er), als wenn es nur zweckmäßig zusammengewürfelt wurde. Aber müssen es dann direkt Designklassiker sein, die zudem teilweise mehrere tausend Euro kosten? Gerade in der aktuellen Zeit, in der viele Firmen sparen müssen, wo es nur möglich ist, ist das aus FACTS-Sicht keine wirkliche Option. Man sollte sich genau überlegen, ob man seine Prioritäten nicht anders setzt. Wer bei Vitra kauft, weiß, dass er quasi für den Namen bezahlt, aber eben auch hochwertiges Design bekommt. Der Fakt, dass nur sehr wenige ausgewählte Produkte ergonomische Eigenschaften aufweisen, lässt das tatsächlich nutzbare Homeoffice-Angebot aus FACTS-Sicht auf eine sehr geringe Auswahl schrumpfen.

Das andere Extrem – der besonders günstige schwedische Anbieter Ikea – wartet mit einem Homeoffice-Programm auf, das optisch eher schlicht und neutral gehalten ist, Gleiches gilt auch für die Qualität, die bekannterweise zwar teils solide ist, aber keineswegs als hochwertig bezeichnet werden kann. Ergonomische Produkte gibt es – FACTS hatte einige davon bereits im Test (siehe oben), die allerdings gegen Vergleichsprodukte den Kürzeren gezogen haben. Wer bei Ikea kauft, dem ist bewusst, dass die Qualität manchmal zu wünschen übriglässt, dass die Sachen aber vor allem zweckmäßig und sehr günstig sind.

Den wichtigsten Punkt jedoch, die Ergonomie im Homeoffice, findet man bei beiden Herstellern nicht auf Anhieb. Die Produkte sind entweder zweckmäßig einfach oder optisch besonders schön. Hier gilt es, einen Mittelweg zu finden – Produkte, die hochwertig sind, optisch etwas hermachen, aber eben auch die geforderte Ergonomie aufweisen. Im Vergleich hat sich ergeben, dass Inwerk genau das anbietet. Inwerk bietet zudem als Einziger Miete und Leasing sowie einen Musterservice an. Aus diesem Grund hat das Unternehmen unser Testsiegel „Homeoffice Testsieger“ verdient.
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