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Inkasso: Fingerspitzengefühl gefragt

Inkasso: Fingerspitzengefühl gefragt

Im Zuge der Coronapandemie kämpfen viele Betriebe mit zunehmend schlechtem Zahlungsverhalten ihrer Kunden. Einen Beitrag zur Bewältigung dieser Lage und schließlich zum Erhalt der Wirtschaft können auf die Einziehung fälliger Forderungen spezialisierte Unternehmen leisten, indem sie zwischen Gläubigern und Schuldnern vermitteln und angemessene Lösungen finden, wie Letztere ihre Verbindlichkeiten abtragen können. 

Einer im vergangenen Mai vom Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) veröffentlichten Branchenumfrage nach wirkt sich die Coronakrise auf die Zahlungsmoral von Verbrauchern und Unternehmen aus. So stellten 69 Prozent der Befragten fest, die Rechnungstreue privater Schuldner habe sich seit Beginn der Krise deutlich verschlechtert. Was die gewerblichen Schuldner angeht, machten sogar 74 Prozent der Rechtsdienstleister diese Beobachtung. Laut aktueller Branchenaussagen sei es erst der Anfang einer noch stärkeren Eintrübung. Weil sich viele Verbraucher derzeit in Kurzarbeit befinden und aufgrund der Pandemie unter Liquiditätsengpässen leiden, geraten sie bei der Begleichung ihrer Rechnungen in Verzug. „Millionen von Arbeitnehmern fehlen im Moment die Einnahmen, um alle ihre Rechnungen zuverlässig und pünktlich bezahlen zu können“, beschreibt Kirsten Pedd, BDIU-Präsidentin, die Lage. „Immer mehr Firmen sehen sich dadurch mit säumigen Kunden konfrontiert.“

Besonders betroffene Unternehmen

Einen besonders schweren Stand haben laut der Befragung vor allem Unternehmen, die aufgrund des Lockdowns bei der Ausführung ihres Geschäfts massive Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Als stark betroffene Branche nennen 64 Prozent der Inkassounternehmen das Sport- und Freizeitgewerbe, allen voran die Fitnessstudios. Platz zwei und drei dieses traurigen Rankings belegen Restaurants und das Hotelgewerbe. Gerade hier seien die Veränderungen besonders auffallend: Im November hätten lediglich 7 Prozent der Inkassofirmen gemeldet, dass Hotels Probleme mit der Rechnungstreue ihrer Kunden hatten – jetzt seien es 56 Prozent, also achtmal so viele. 

Was B2B-Geschäfte betrifft, ließen sich auch hier Zahlungsverzögerungen beobachten, fand die BDIU-Befragung heraus. Rund 69 Prozent der Inkassofirmen erklärten, dass gewerbliche Schuldner unter Zahlungsausfällen bei eigenen Kunden leiden. „Viele Firmen haben in Zeiten der Hochkonjunktur ihr Forderungsmanagement sträflich vernachlässigt“, schildert Pedd. „Deren Kunden fühlten sich schon damals dazu verleitet, Zahlungsziele zu dehnen – jetzt verstärkt das die Risiken zusätzlich.“
Aktenordner Insolvenz
Riskantes Versäumnis: Mittelstandsunternehmen unterschätzen häufig die geschäftsschädigenden Folgen eines nicht konsequent geführten Debitorenmanagements.

Konsequentes Debitorenmanagement lohnt sich

In der Tat unterschätzen gerade Mittelstandsunternehmen häufig die geschäftsschädigenden Folgen eines nicht konsequent geführten Debitorenmanagements. Viele von ihnen scheinen zudem nicht zu wissen, dass säumige Schuldner in erster Linie an Gläubiger zahlen, die sich hartnäckig zeigen und ihre Forderungen mit Nachdruck anmahnen. Hinzu kommt, dass im Mittelstand aufgrund der nicht selten persönlich geprägten Geschäftsbeziehungen viel zu nachsichtig mit der Einziehung offener Forderungen umgegangen wird. Das überaus gute Verhältnis zum Geschäftsfreund macht blind für die Anzeichen einer Krise. 

„Zahlungsverzögerungen oder -ausfälle stellen für die Wirtschaft ernste Probleme dar. Durch ein professionelles Forderungsmanagement können sich Unternehmen vor gefährlichen Außenständen schützen“, erklärt Martina Rostek, Geschäftsführerin bei der Freche`s Inkasso GmbH in Duisburg. Das Unternehmen, das Mitglied im BDIU Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. und registrierter Inkassodienstleister nach § 10 Abs. 1 Nr. 1 RDG ist, gibt es seit nun 40 Jahren. Neben Debitorenmanagement und Forderungskauf übernimmt Freche`s Inkasso das vorgerichtliche und gerichtliche Mahnverfahren – wenn nötig auch das streitige Prozessverfahren über einen Partner – sowie das nachgerichtliche Verfahren bis hin zur Zwangsvollstreckung und der Langzeitüberwachung oder -verfolgung. Anschriften- und Bonitätsprüfungen gehören genauso zu den Dienstleistungen des Duisburger Unternehmens wie Telefoninkasso. Über die Kooperation mit dem Niederrheinische Treuhand Verbund wird zusätzlich eine branchenspezifische anwaltliche und steuerliche Beratung geboten.

Martina Rostek, Geschäftsführerin bei der Freche`s Inkasso GmbH

„Zahlungsverzögerungen oder -ausfälle stellen für die Wirtschaft ernste Probleme dar. Durch ein professionelles Forderungsmanagement können sich Unternehmen vor gefährlichen Außenständen schützen.“

Verantwortungsvolles Inkasso

Was vielleicht nicht jeder weiß: Seriöse Inkassounternehmen sorgen nicht lediglich dafür, dass Gläubiger das ihnen geschuldete Geld erhalten. Ebenso unterstützen sie in Zahlungsschwierigkeiten Geratene darin, einen Weg zu finden, um ihre Verbindlichkeiten abzutragen. „Wir sehen es dann als unsere Aufgabe, eine sinnvolle Lösung zu finden – wie etwa Ratenzahlung oder einen Vergleich – und fungieren somit als Mediator zwischen Schuldner und Gläubiger beziehungsweise Auftraggeber und Kunde“, erläutert Astrid Knoll, ebenfalls Geschäftsführerin bei Freche`s Inkasso.

Eine gute Einstellung, denn laut Pedd könnte die derzeitige Rezession der Beginn einer längeren Krise sein, da die Liquiditätsschwierigkeiten in Unternehmen Dominoeffekte verursachen, die sich rasant entlang der Lieferketten verbreiten können. So drohe Zehntausenden Betrieben in den nächsten Monaten die Zahlungsunfähigkeit. In der BDIU-Umfrage rechnen 96 Prozent der Inkassodienstleister mit erheblich mehr Firmenpleiten bis zum Jahresende.
Um die Krise zu meistern, sei verantwortungsbewusstes Handeln vonnöten – die Inkassobranche bilde da keine Ausnahme. Viele Schuldner würden sich an die Inkassofirmen wenden mit der Aussage, aufgrund der Coronapandemie nicht zahlen zu können. Seitens der Rechtsdienstleister sei also Fingerspitzengefühl und ein angemessenes Entgegenkommen gefragt.

„In diesen Fällen ist es beispielsweise möglich, Zahlungen aufzuschieben, Stundungen oder Raten zu vereinbaren oder aber bestehende Ratenzahlungen in der Höhe anzupassen“, empfiehlt schließlich die BDIU-Verbandschefin. Es gelte, aufeinander zuzugehen. „Mein Motto ist: Reden hilft. Wer nicht zahlen kann, sollte die Gründe dafür mitteilen und sich offen und kooperativ zeigen. Die Erfahrung zeigt, dass sich dann immer vernünftige Lösungen finden lassen. So funktioniert verantwortungsvolles Inkasso, das ganz wesentlich zum Erhalt des Wirtschaftskreislaufs beiträgt.“

Graziella Mimic

Astrid Knoll, Geschäftsführerin bei der Freche`s Inkasso GmbH

„Wir sehen es als unsere Aufgabe,
bei Zahlungsschwierigkeiten eine sinnvolle Lösung zu finden – wie etwa Ratenzahlung oder einen Vergleich – und fungieren somit als Mediator zwischen Schuldner und Gläubiger beziehungsweise Auftraggeber
und Kunde.“