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Battle der Gamingstühle
Drei Kontrahenten in der FACTS-Arena
Sind Gamingstühle nur etwas bessere Bürodrehstühle, oder stellen sie in der Gamingszene – vor allem in Sachen Ergonomie – ein unabdingbares „Equipment“ dar? Nicht zum ersten Mal hat FACTS einen Gamingstuhl unter die Lupe genommen. Diesmal jedoch standen sich drei Kontrahenten gegenüber, die sich sowohl den FACTS-Testredakteuren als auch echten Gamingspielern beweisen mussten.
Die Gamescom kann in diesem Jahr leider nicht regulär sattfinden, sondern wird vor allem auf virtuellem Wege zu den Millionen Fans weltweit kommen. Also trifft sich die Gamingszene eben dort, wo auch die meiste Zeit gespielt wird: zu Hause vor dem Computer statt in vollen Messehallen. Mehr denn je wird deshalb eine ergonomische Sitzlösung für die stundenlangen Sessions benötigt. Denn beim Spielen am Computer gilt dasselbe wie im Büro: Starres Sitzen sollte vermieden werden. Der Drehstuhl muss für genügend Bewegung sorgen und den „Gamern“ bequeme und gesunderhaltende Sitzpositionen ermöglichen. FACTS hat zu diesem Anlass drei Gamingstühle zum Vergleich in die Arena geschickt, die einmal unter „Laborbedingungen“ im Verlag getestet wurden und anschließend noch von „Profis“ bei Linudata, einem Ingenieurbüro im Bereich Netzwerktechnik, die regelmäßig teils über mehrere Stunden täglich am Computer spielen.
Start: teilweise holprig

Qualität und Komfort
Anders sieht es beim Gamechanger aus, der mit seiner großen Rückenlehne in Kombination mit der leicht wippenden Sitzfläche das Wechseln von Sitzpositionen angenehm macht. Der atmungsaktive Kunstlederbezug ist sehr bequem und fühlt sich weder steif noch kalt an und die Rückenlehne selbst gibt einem das Gefühl, umarmt zu werden. Menschen ab 1,70 Meter finden hier bequem Platz. Alle Einstellungen lassen sich intuitiv vornehmen.
Wie beim Gamechanger sorgen beim Topstar-Modell Synchronmechanik und eine bewegliche Sitzfläche für ergonomischen Sitzkomfort und ermöglichen einfache Positionswechsel. Allerdings ist hier der maximale Rückenlehnendruck aus Sicht der Testredakteure nicht stark genug für schwerere Menschen ab etwa 100 Kilogramm. Die Einstellungsmöglichkeiten sind insgesamt sehr leicht und intuitiv vorzunehmen. Beim Topstar-Modell hatten vor allem die Gamer einen entscheidenden Kritikpunkt: Der Stuhl wirkt in der Konstruktion insgesamt recht instabil zusammengebaut. Zwei Tester hatten das Gefühl, dass der Stuhl härteren Sessions und damit viel Bewegung über einen längeren Zeitraum nicht wirklich standhalten kann.
Da für längeres bequemes Sitzen noch weitere Merkmale wie die Beschaffenheit und Funktion der Armlehnen, die Kopfstütze oder eine Lordosenstütze wichtig sind, wurden diese genauer unter die Lupe genommen: Der DXRacer liefert zwei zu befestigende Kissen mit – und das ist auch gut so, denn die Rückenlehne ist kaum gepolstert und dadurch recht hart. Das Kopfkissen ist zwar nicht so bequem wie bei den beiden Vergleichsmodellen, aber absolut in Ordnung, da es auch flexibel positionierbar ist. Das Kissen im Lordosenbereich fühlte sich dagegen für einige Personen „nicht an die Körperformen angepasst“ an. Außerdem waren die Armlehnen eher hart und recht schmal, um als bequeme Stütze für die Arme zu dienen.
In Sachen Armlehnen liegen zwischen dem DXRacer und dem Gamechanger Welten: Hier sind 4D-Armlehnen verbaut, die als angenehm groß empfunden werden und sich leicht verstellen lassen. Eine bequeme und ergonomische Haltung war für alle Tester sehr gut möglich. Außerdem gibt es – als Option – eine Lordosenstütze, die vor allem bei schwereren Testpersonen ein willkommenes Extra ist; ansonsten reicht der im Stuhl verbaute Support im unteren Rückenbereich absolut aus. Eine Kopfstütze ist direkt in die Rückenlehne integriert. Schade fanden einige Tester hier, dass sie sich deshalb nicht verstellen lässt. Der Topstar Sitness RS PRO hat in Bezug auf die Armlehnen, die sich sogar um 360 Grad schwenken lassen, am besten abgeschnitten. Was die Kopfstütze angeht, gab es hier allerdings geteilte Meinungen: Unabhängig davon, dass sie sich nur recht kompliziert auf die passende Höhe einstellen ließ und in den Augen einiger Tester ruhig ein wenig größer sein dürfte, ist sie sehr locker befestigt: Ein zu fester Ruck nach oben und man hält die Stütze in den Händen. Ob das so gewollt ist oder ob nur eine Arretierung fehlte, ist leider nicht nachzuvollziehen. Für den Transport dagegen ist die sehr leicht abnehmbare Stütze unheimlich praktisch.
Individuell gestalten
Um die Optik des Stuhls an die Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers anzupassen, bietet der Topstar Sitness RS Pro nur die Auswahl zwischen verschiedenen Farben an. Das zweifarbige Design spiegelt dabei die Neon- und LED-Farbwelt der Gamingszene wider. Es ist allerdings kein Hinweis darauf zu finden, dass das Modell beispielsweise individuell bestickt oder bedruckt werden könnte. Der Dx Racer ist ebenfalls in unterschiedlichen Farbkonstellationen zu haben; aber auch hier gibt es auf der Produktseite keinen Hinweis auf optische Individualisierungsmöglichkeiten. Als Einziger im Test bietet der Gamechanger die Möglichkeit, den Stuhl beispielsweise durch ein Logo individuell zu gestalten. Dieses lässt sich über den Konfigurator auf der Website hochladen. Aus einem vorherigen Test weiß die FACTS-Redaktion, dass es zudem die Möglichkeit gibt, den gesamten Stuhl individuell gestalten zu lassen.
Zwischenfazit
Aus FACTS-Sicht ist der Stuhl nur für die angegebene Nutzergruppe geeignet, also für Menschen, die rund 60 bis 80 Kilogramm wiegen und bis maximal 1,85 Meter groß sind. Da der Stuhl – außer dem Racing-Car beziehungsweise Gaminglook – keine zusätzlichen nennenswerten Eigenschaften im Vergleich zu einem Bürodrehstuhl aufweist, ist man vermutlich mit einem Bürodrehstuhl genauso gut oder sogar besser bedient. Gerade in den Punkten Ergonomie und Bequemlichkeit wirkt der Stuhl recht starr und die Materialauswahl trägt nicht zum gemütlichen Sitzen bei.
Gamechanger Cobra
Qualität hat ihren Preis: Der teuerste Stuhl im Test ist jedoch auch aus Testersicht der hochwertigste und der bequemste. Das Modell ist nicht nur ein super Gamingstuhl, sondern fühlt sich wie ein Chefsessel an. Das „umarmende Gefühl“ ist ein großer Pluspunkt. Zwar bieten das die beiden anderen Stühle durch ihr Racing-Design zu einem gewissen Grad auch, aber lange nicht so bequem.
Topstar Sitness RS PRO
Der Topstar Sitness RS Pro hat alles, was man sich von einem guten Bürodrehstuhl erhoffen würde – nur eben im Gaming-Chair-Format. Ein ergonomisches langes Sitzen ist gut möglich, alle notwendigen Einstellungsmöglichkeiten sind da und leicht einstellbar, das Sitzgefühl ist sehr dynamisch, von einigen Testern allerdings als „wackelig“ eingestuft. Der Topstar-Stuhl hinkt nur in wenigen Punkten wie der Wertigkeit der Materialen und der Verarbeitung dem Gamechanger Cobra hinterher.


EIN PAAR ABZÜGE: Gute Einstellungsmöglichkeiten sind beim Topstar-Modell gegeben, doch der Stuhl ist hier und da etwas wackelig und es fehlen die Individualisierungsmöglichkeiten.
Gesamtfazit
Optisch machen alle drei Stühle etwas her: Der Gaming-Chair-Charakter kommt durch die besonderen Racing-Merkmale sehr gut raus. Bei allen anderen Punkten hinkt der DXRacer seinen Kontrahenten hinterher: Die fehlende Synchronmechanik und die harten Materialien führen zu einem starren Sitzgefühl, was sich besonders bei langen Spielesessions im Rücken bemerkbar macht. Sowohl der Gamechanger Cobra als auch der Topstar Sitness RS Pro hingegen bieten ein ergonomisches und bequemes Sitzen über lange Zeit hinweg. Die FACTS-Redaktion und die Tester von Linudata können grundsätzlich beide Stühle empfehlen. Aufgrund der Individualisierungsmöglichkeiten und der etwas höheren Wertigkeit hat insgesamt jedoch der Gamechanger die Nase vorn.
Jonah Jeschonneck/Anna Köster

